Dienstag, 2. April 2024

 entgegen meiner befürchtung, dass ich für immer in existenzieller angst gefangen sein werde, schaffe ich es gerade ganz gut einfach zu leben. jeden moment auszukosten. fast schon genießen. und doch. und DOCH. 


ostern dieses jahr lief nicht so, wie ich es mir gewünscht hatte. ich hatte mich so gefreut, meine familie zu sehen und mit ihnen zu erzählen und zu lachen. und dann kamen sie. und ich war weggetreten. alte muster, bekanntes terrain. still sein, traurig sein, nichts sagen.

 "dir gehts heute nicht so gut, wa?" 

 "nee"

erst als alle weg waren, erst als ich allein mit meinen eltern war, konnte ich wieder lachen. und ich fand das so seltsam. und heute sitze ich bei meiner therapeutin, erzähle ihr das und sie sagt, ich bin in eine depressive phase gerutscht. zack, hui, die bananenschale, die auf all meinen wegen immer zum sturz führen kann. warum? hab ich mich gefragt. wir reden weiter und dabei viel über meinen bruder und sie fragt mich am ende, was das schlimmste jetzt für mich im nachhinein ist und ich sage: wie sehr sich die familie verändert hat. und sie guckt mich an und sagt: "haben sie dann nicht die antwort, warum ostern sich so seltsam angefühlt hat?" 

und ich bin ehrlich erstaunt gewesen. weil ja natürlich. dieses beisammensein war komisch, weil oli fehlt. und immer fehlen wird. und ich seh die kinder meiner tante miteinander spielen und will weinen und hab selber nicht erkannt, warum. aber es macht schon sinn. aber allein bin ich nicht drauf gekommen. 


er FEHLT. er ist WEG. nichts ist mehr wie vorher und doch kann ich nicht oder nur schwer über diesen verlust sprechen. ich bin so traurig eigentlich und erlaube es mir nicht, traurig zu sein. ich musste stark sein, wieder stark sein, und meine fronten haben sich verhärtet und jetzt weiß ich nicht mehr, wie ich um ihn trauern soll, weil mein erster reflex ist, das thema zu wechseln oder zu schweigen. 

Donnerstag, 15. Juni 2023

 wisst ihr, ich bin zufrieden mit mir. nach all den jahren habe ich das geschafft. aber jetzt, wo das hinter mir liegt, öffnet sich ein horizont von neuen problemen, ängsten.


ich hab mal gelesen, dass man ab dem 25. lebensjahr anfängt kritischer zu denken und existenzängste entwickelt, mit denen man vorher nicht gerechnet hat, weil das hirn noch nicht vollends entwickelt war, keine ahnung, irgendwie sowas. vielleicht war das auch kompletter internet-bullshit, ist aber auch egal, weil das gerade in jeglicher sicht auf mich zutrifft.


wenn ich mir die welt so angucke und nachrichten lese, über den krieg, wie da die spannungen bis ans äußerste getrieben werden, oder über die klimakatastrophe, die uns in den nächsten fünf jahren zerstören könnte, dann frage ich mich, wozu ich überhaupt hier bin. ich hab nie gedacht, dass ich ewig lebe, aber bis zur 40 hätte ich es gerne noch geschafft. und selbst das fühlt sich wie ein traum an. 


mittlerweile will ich keine kinder mehr haben. wenn ich damals in meine zukunft geblickt habe, hab ich mich mit zwei oder drei süßen kids am tisch gesehen, denen ich das beibringen kann, was mein vater mir beigebracht hat. mittlerweile will ich kein neues leben mehr auf diesen verseuchten planeten setzen in dem wissen, dass es eh keiner mehr schaffen wird. manchmal guck ich mir die kinder in meiner gruppe auf arbeit an und möchte weinen, weil sie so rein und unschuldig sind und weil sie den ganzen bullshit nicht verdient haben. ich möchte weinen, weil sie, so wie ich, keine chance auf leben haben, wenn die welt sich so weiterdreht, wie zuvor. 


"kinder sind unsere zukunft." hab ich in meine bewerbung geschrieben und ich würde so gern daran glauben. aber da sind zu viele korrupte heuchler an der macht oder mit zu viel geld, dass meine süßen mädchen und jungs aus der unter- oder mittelschicht keine chance haben. und ich hab keine chance. weil die stimmen, die nach hilfe rufen, nicht gehört werden. weil das geld lauter ruft und wir nur kleine fische sind, die im versifften gartenteich schwimmen und versuchen, versuchen, versuchen, große haie zu werden. 


doch unsere flossen wurden gestutzt und der teich ist voll mit teer.

Donnerstag, 23. Juni 2022

 Ich hab eigentlich Lust, diesen Blog wieder auferleben zu lassen. Vielleicht ist das das Sommer-Feeling; hey, die Sonne scheint, mir gehts besser und ich hab Bock motiviert an Sachen ranzugehen obwohl ich fünf Liter Schweiß pro Tag verliere. Oder vielleicht gerade deshalb?


In den letzten Jahren ist das hier ja irgendwie zu meinem Depressions-Tagebuch geworden und diese Posts zu lesen erschreckt mich, weil sich das für mich so ewig lang her anfühlt. Vielleicht ist das auch nur mein komisches Gedächtnis, was nichts richtig abspeichern kann, wer weiß. Mittlerweile geht es mir aber wirklich besser, nachdem ich keine Tabletten mehr genommen habe ging es bergauf, dann wieder bergab, und jetzt bin ich endlich an einem Punkt angekommen, an dem ich meinen mentalen Zustand als stabil bezeichnen würde. Natürlich ist kein Tag wie der letzte, manchmal wird mir alles zu viel und ich kriege Panik oder verfange mich in alten, gewohnten Mustern aus meiner Jugendzeit. Aber damit kann ich umgehen, das habe ich gelernt. Die Therapie hat da gut geholfen und auch während meiner Ausbildungszeit habe ich viel über mich gelernt, bin erwachsener geworden und selbstbewusster, selbstbestimmter. Bin einfach ein anderer Mensch als der, der sich hier über all die Jahre gezeigt hat und ich bin auch stolz darauf, obwohl ich meine Vergangenheit auch nicht abwerten möchte. Denn nur deshalb kann ich jetzt behaupten, dass es mir besser geht. Es hätte vieles anders laufen können, klar, hätt ich mich jetzt auch nicht beschwert, aber ich habs geschafft, das selbstständig zu verarbeiten und einzuordnen. Coole Sache.


Vielleicht schreib ich hier ja demnächst mal wieder, vielleicht auch nicht. Mal schauen.

Sonntag, 7. Februar 2021

 wir waren an seinem geburtstag an seinem grab. 20.1., trump wurde aus dem amt gehoben. mein vater fragt, ob er sich auch darüber gefreut hätte, da er ja damals schon einige gute sachen über ihn gesagt hat. ich sage, dass das nicht stimmt, weil er sich die sachen nur sachlich angesehen hat und ihn nicht unterstützt hat. mein vater lacht und tätschelt mir den kopf. "ja ja, verteidige ihn weiter, große schwester." 

mein herz wird schwer. kloß im hals. ich kann nur tief luft holen und meinen vater umarmen. einmal große schwester, immer große schwester, was? dieser teil von mir wird vielleicht niemals untergehen. und wenn es nur dieser eine ist, dann reicht mir das auch. ich würde ihm vor jedem beschützen. nur vor sich selbst konnte ich ihn nicht schützen...

 "da ist ein loch in meiner brust und es tut weh und es wird niemals okay sein. niemals. keiner wird mehr so wie du, keiner wird mehr mit mir lachen wie du, keiner wird mich je wieder so verstehen wie du, keiner umarmt so wie du, keiner liebt mich so wie du oder so wie ich dich. es tut weh, doch irgendwann werde ich kraft aus diesem schmerz ziehen können. denn er bedeutet, dass du wichtig bist... und dass niemand dich ersetzen kann." 2020

Montag, 3. August 2020

vllt hat sich alles geändert wenn du das liest und vllt hätte ich mit jmd darüber reden sollen. ich wollte euch nur wissen lassen, dass mein 16 jähriges ich zu dieser zeit im jahr seit 8 monaten und 3 tagen an nichts anderes als an den tod und seinen eigenen suizid gedacht hat.

wenn ich als 22 jährige nicht mehr so denke, dann..... idk praise me. macht es nicht schlimmer als es eigl schon war. sagt mir ihr seid stolz auf mich und froh, dass ich noch da bin. denn jetzt gerade in diesem moment zittern meine hände, sobald ich in der nähe von küchenmessern stehe, mein puls fängt an zu rasen und ich will springen, wenn ich an hoch gelegenen orten bin und ich durchsuche unseren medizinschrank regelmäßig unglücklich nach schlaftabletten.

und nein, die kratzer sind nicht von meiner katze, ich bin auch nicht die treppe runtergefallen und habe mich nicht an meinem schreibtisch verletzt. ich hab mich gekratzt, geschnitten, gekniffen. mir sämtliche schmerzen zugefügt, weil ich dachte, dass ich es verdient habe.

Dienstag, 28. Juli 2020

seltsam. ich sitze hier und will etwas schreiben, so wie ich es damals für sie getan habe. doch für meinen bruder fehlen mir die worte. distanziere ich mich wirklich so sehr, dass ich nicht weiß, was ich sagen soll? keine ahnung. ich weiß nur eins: ich bin in einem kreislauf unendlicher schmerzen gefangen; gerade als ich dachte, dass es besser wird, stellt sich meine welt auf den kopf und alles und jeder verändert sich. ich habe einen teil von mir verloren damals, und nun weiß ich gar nicht mehr, was ich überhaupt noch habe. es wurde alles weggerissen.

da ist ein loch in meiner brust, dass sich nicht schließt. mein herz ist gebrochen, ich spüre es und ich glaube nicht, dass die zeit es diesmal heilen kann. ich liebe dich, oli. das tue ich wirklich. hoffentlich haben dich meine worte erreicht, hoffentlich fängst du meine tränen auf, hoffentlich hälst du meine hand und gehst mit mir weiter. ich liebe dich

Dienstag, 6. März 2018

wünschte mir gerade ich wäre einfach weg. ich bin gestern aus der wg geflohen, weil ich die panikattacke meines lebens hatte, ohne ersichtlichen grund.
ich glaub das war jetzt einfach die reaktion auf den selbst-erstellten stress in mir, das payback fürs nicht richtig essen und fürs kratzen und nicht schlafen. hätte einfach gerne weitergelebt ohne wieder zurück auf null zu gehen. den ganzen weg nach hause hab ich geweint und es hat keinen gejuckt. und ich kam nach hause und meine eltern haben keine fragen gestellt sondern mich nur in den arm genommen. und jetzt überlege ich ob ich den therapeuten anrufen sollte aber was kann er schon machen... neue tabletten möchte ich nicht haben.

Mittwoch, 4. Oktober 2017

ich weiß nicht wie es euch geht, aber jedes mal wenn ich eine frau in einem brautkleid sehe muss ich direkt weinen. sogar das erinnert mich an sie. weil ich weiß, dass sie davon geträumt hat ihren freund zu heiraten und dass es eigentlich schon so gut wie sicher war, dass es bald passieren wird. so ganz geheim so. ich meine, ich kann es irgendwie nachvollziehen, dass ich filme über freundschaft nicht mehr gucken möchte und bei bestimmten liedern das radio ausstelle, aber dass gerade brautkleider mich so aus der fassung bringen überrascht mich jedes mal wieder